Human Connection soll neben einem sozialen Netzwerk und einem Aktionsnetzwerk auch ein Wissensnetzwerk werden. Dazu bedarf es neben kurzen, knappen und einigen unterhaltenden Beiträgen natürlich auch wissenschaftlich angelehnte „Qualitätsartikel“, die eine gewisse Länge und Qualität haben. Künftig möchten wir die Beiträge von Human Connection durch eine Suchfunktion öffentlich zur Verfügung stellen. Damit wir uns auch inhaltlich von anderen sozialen Netzwerken unterscheiden, benötigen wir daher eure Hilfe bei diesen Inhalten. Vergesst niemals: Wir arbeiten für euch und dank euch an der technischen Umsetzung, aber das Netzwerk „Human Connection“ sind nicht wir, sondern ihr als Community!

Wissenschaftliches Arbeiten bedeutet allerdings auch, sich an gewisse Grundregeln zu halten, um diesem Qualitätsanspruch gerecht zu werden. Dabei gehen wir folgend auf verschiedene Fragestellungen, Vorgehensweisen und bekannte Probleme bei der Wissenschaftlichkeit ein. Dieser Artikel soll euch lediglich ein Gefühl für einen guten Artikel geben und ist inhaltlich nicht vollständig.

Aufbau, Textstruktur & Definitionen

Im Gegensatz zu journalistischen Artikeln muss der Anfang hier nicht spannend gewählt sein, sondern sollte das Grundsätzliche klären. Welches Thema behandelt dieser Artikel und wie ist dieser Begriff oder die behandelten Begriffe definiert? Gerade Definitionen sind wichtig, damit die Leser wissen, auf welcher Grundlage die weiteren Ausführungen beruhen. So könnte es gerade bei politischen und gesellschaftlichen Fragen Missverständnisse geben, wenn die Definition fehlt. Möchtet ihr beispielsweise das Thema „Populismus“ behandeln, so finden sich in der Bevölkerung wohl sehr unterschiedliche Begriffserklärungen in den Köpfen, während ein wissenschaftlicher Text hier ganz eindeutig abgrenzen können muss, was konkret darunterfällt (und was nicht).

Eine Gliederung bei komplexen Themen ist ebenso wichtig wie die korrekte Reihenfolge und genügend Zwischenüberschriften.

Neutralität ist Grundvoraussetzung

In aller Regel schreibt ihr einen Artikel wohl über ein Thema, was euch bewegt und mit dem ihr euch schon oft befasst habt. Es ist also nicht abwegig, dass ihr hier eine gewisse persönliche Einstellung zu dem Thema habt. Bei Naturwissenschaften dürfte das meist eher geringen Einfluss haben, bei gesellschaftlich-politischen Themen jedoch einen sehr starken. Wertungen und Meinungen haben allerdings in einem wissenschaftlichen Artikel nichts verloren. Dazu zählen auch die Wertungen und Meinungen von Dritten. Dies ist zum Teil bei der Online-Enzyklopädie Wikipedia ein probates Mittel, bestimmte Themen oder Personen einseitig zu betrachten und dafür eine Quelle anzuführen.

Ken Jebsen gilt mit seinem Nachrichten-Portal „KenFM“ als umstrittene Persönlichkeit, wodurch sich dieses Problem gut an einem Beispiel zeigen lässt:

Im Frühjahr 2014 war Jebsen neben Elsässer und Lars Mährholz Hauptredner bei Mahnwachen für den Frieden, Demonstrationen zugunsten Russlands im Ukraine-Krieg. Die Zeit beschrieb diese drei als „professionelle Verschwörungstheoretiker“, Spiegel TV bezeichnete Jebsen in dem Beitrag “Klassentreffen der Verschwörungstheoretiker” am 18. Mai 2014 als „Rudelführer der Montagsmeute“. Matthias Meisner (Tagesspiegel) zählte Jebsen zu einem „Netzwerk für Putin und Pegida“.

Möchtet ihr euch wissenschaftlich mit einem Thema auseinandersetzen, sind also reißerische Überschriften und Wertungen von anderen Magazinen oder Publikationen  ebenso tabu.

Wissenschaftliche Artikel sind ausgewogen

Bei der wissenschaftlichen Recherche ist es unbedingt notwendig – auch bei umstrittenen Themen – möglichst alle Seiten neutral zu betrachten und selbst unvoreingenommen zu recherchieren. Das bedeutet, ihr müsst auch versuchen, bei der Recherche eure These zu widerlegen. Führt also auch wissenschaftliche Arbeiten an, wenn sie eurer persönlichen Auffassung widersprechen, solange diese Arbeiten als wissenschaftliche Quelle dienen.

Entscheidend sind Primärquellen

Für wissenschaftliche Artikel sind Primärquellen sehr wichtig, um zu prüfen, wie glaubhaft die Information ist, ob sie überhaupt von der Primärquelle stammt und ob sie möglicherweise aus dem Kontext gerissen ist. Daher sind in aller Regel Berichte aus der Presse keine Primärquelle und sollten mindestens mit etwas Vorsicht betrachtet werden. Besser dagegen sind die offiziellen Publikationen von Universitäten, Wissenschaftlern, von dem Statistischen Bundesamt oder einigen Organisationen.

Auch hier möchten wir ein politisch sehr umstrittenes Beispiel anführen, weshalb es so wichtig ist, sich nicht auf Sekundärquellen – insbesondere wertende Zeitungsberichte – zu verlassen.

Der Fall „Trump“: Migranten seien Tiere

So berichteten verschiedene Medienportale wie FAZ, BILD, WELT und die Süddeutsche Zeitung von Trumps Äußerung, dass (illegale) Migranten keine Menschen sondern Tiere seien. Dazu wurde teilweise auch ein Video als Primärquelle angeführt, in dem er sich wie folgt äußerte:

We have people coming into the country, or trying to come in — and we’re stopping a lot of them — but we’re taking people out of the country. You wouldn’t believe how bad these people are. These aren’t people. These are animals. And we’re taking them out of the country at a level and at a rate that’s never happened before. And because of the weak laws, they come in fast, we get them, we release them, we get them again, we bring them out. It’s crazy.

Entscheidend ist also die Passage „Sie glauben gar nicht, wie böse diese Menschen sind. Das sind keine Menschen. Das sind Bestien.“ In diesem Beispiel haben wir also viele Medienportale, die allesamt, mit einer Primärquelle unterlegt, ein Zitat des sich häufiger misslich äußernden US-Präsidenten Donald Trump kritisieren.

Die Vollständigkeit der Primärquelle

Problematisch ist bei dieser Primärquelle jedoch, dass sie sich nur auf die Antwort, jedoch nicht auf die eigentliche Frage und den Kontext konzentriert. Eine Primärquelle in Form eines Videos sollte demnach möglichst ausführlich und ungeschnitten sein. Warum wird klar, wenn ihr etwa 10 Sekunden zurückspult und die Frage der Journalistin hört.

Dann wird nämlich deutlich, dass sie sich nicht auf illegale Migranten bezieht, sondern konkret nach dem Problem mit einem MS-13-Gangmitglied fragt. MS-13 gilt als eine der gefährlichsten Gangs in Amerika. Ihr Motto lautet „mata, roba, viola, controla“ (Töten, Stehlen, Vergewaltigen, Kontrollieren). Nachdem die FAZ in einem Kommentar sogar von einem „Zivilisationsbruch“ seitens Trump sprach, stellte sie den Sachverhalt später richtig.

Dieses sehr ausführliche Beispiel dürfte klar zeigen, dass auch der Anschein von Primärquellen und ein Fakt, der plausibel dargelegt wirkt, sich als falsch herausstellen kann, wenn die Primärquelle durch eine Sekundärquelle aus dem Kontext gerissen und bewertet wird. Vorsicht ist vor allem auch dann geboten, wenn solche Meldungen eure bestehende Meinung über ein Thema oder eine Person unterstützen und ihr sie dann unkritisch als Fakt wahrnehmt.

Eure Mithilfe ist gefragt!

Wissenschaftliches Schreiben ist also nicht nur sehr zeitintensiv, sondern es muss euch auch gelingen, euch einzugestehen, dass ihr vieles zu einem Thema noch nicht wisst bzw. auch mit eurer These falsch liegen könntet. Erst mit einer unvoreingenommenen und keinesfalls missionierenden Einstellung kann ein wissenschaftlicher Artikel gelingen.

Selbstverständlich steht euch frei, wie ihr eure Artikel und Beiträge verfasst. Wir möchten euch nur hier eine kleine Starthilfe und Anregungen geben, um euren eigenen Ansprüchen an gute Beiträge für unser Wissensnetzwerk auch gerecht zu werden. Wenn ihr noch tiefer in das Thema „wissenschaftliches Schreiben“ eintauchen wollt, dann könnt ihr auf dieser Webseite noch viele weitere Informationen dazu finden.