Geboren und aufgewachsen in Mülheim an der Ruhr wurde Sandra Borgmann geprägt durch die Kulturszene in NRW: Pina Bausch, Nekes, Schlingensief, Helge Schneider, das Theater an der Ruhr, die Museumsinsel Hombroich, die Ruhrfestspiele Recklinghausen. Sie mochte den umtriebigen Geist im Ruhrgebiet, und dass die KünstlerInnen dort ihrer eigenen Sache und Sprache nachgingen, die sie viel unmittelbarer fand als die Tradition des deutschen Regietheaters in den großen Häusern. Sie wollten nicht belehren und kümmerten sich nicht um intellektuelle Konzepte, sondern verhielten sich eher wie Narren am Hofe. Borgmann fing früh mit dem Spielen an und studierte schließlich Schauspiel an der Folkwang Hochschule für Künste in Essen.
An der Folkwang gründete sie dann mit dem Regisseur Brian Michaels und KommilitonInnen die „WildeLifeGroup“, eine Performance-Truppe, mit der sie zehn Jahre arbeitete und die ihren Herangang an Schauspiel bis heute sehr prägt. Zum Film kam sie nach Ende ihres Studiums eher zufällig. Sie mochte die Arbeit vor der Kamera, die Menschen, die sich an Sets zusammen finden und deren Verschreibung an den Moment, an die halbe Minute, die man jetzt dreht. Sie mag es hinter Rollen zu verschwinden und findet es eigentlich eher merkwürdig, dass Schauspiel so an Personen gekoppelt wird.
Bekannt wurde sie 2001 als Rosalie in der Serie „Berlin, Berlin“ und dem Film „Oi! Warning“, in dem sie das Skinhead-Girl Sandra spielte. Sie spielte Antagonistinnen und engste Freundinnen, aber auch Mörderinnen und oft ambivalente Frauen, die andere Entscheidungen treffen als jene, mit denen man rechnet. Am Liebsten ist ihr persönlich das komische Genre, und sie bedauert, dass es davon so wenig gibt. Traumatisierende Filme für eine traumatisierte Gesellschaft zu erzählen findet sie gefährlich. Genauso wie Filme, die eine Scheinwelt erzählen, die die ZuschauerInnen beruhigen soll. In der aktuellen Sendepolitik spiegelt sich für sie der Wandel zu einer Gesellschaft, in der sich kaum jemand noch vertreten und widergespiegelt fühlt von den Glaubenssätzen eines Systems, das ausschließlich gewinnbringend orientiert ist, Gewinn an Gewalt, Schein und Ablenkung koppelt und kein Interesse mehr hat an dem, was Menschen wirklich in ihrem Leben bewegt und ihnen begegnet. Sie ist froh, dass sich neue Kanäle im Filmgeschäft öffnen, die der Narrenfreiheit und dem Erzählen von echten Beziehungen zwischen Menschen wieder eine Bühne geben.
Inzwischen ist Sandra Borgmann ein bekannter Name am deutschen Schauspielhimmel, macht Radio und spricht Hörbücher.
Die gebürtige Ruhrgebietlerin ist Mutter eines Sohnes und liebt ihre neue Heimat Hamburg mit seiner Elbe, dem Strand und dem Hafen. Langfristig träumt sie von einem energieautarken Haus oder Wohnwagen in den Bergen. Ihr Anker sind ihr FreundInnen, ihr Sohn Franz und das Spielen. Sie ist Botschafterin der Spielplatzpaten NRW. Viel Platz als Teil des reisenden Volkes braucht sie nicht. Nur ihr Klavier, das muss dabei sein. Ohne Musik geht nicht.
Und auch wir von Human Connection gehen ungewöhnliche Wege, um die Welt zum Positiven zu verändern. Wir danken Sandra Borgmann für ihr Engagement und ihre Unterstützung.